Gottes Wort in die Sprachen der Welt übersetzen
Weltweit wurde die gesamte Bibel bereits in mehr als 700 Sprachen übersetzt.
Katri Saarela/Finnische Bibelgesellschaft
Manuelo Paya und seine Familie leben im Süden Malawis und sprechen Elhomwe. Als Ende 2014 das Neue Testament in Elhomwe herauskam, herrschte große Freude.
Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.
Mt 28,19-20
BasisBibel
Während die Menschen in den Ländern der vom Christentum geprägten Welt zumeist auf eine lange Tradition von Bibelübersetzungen in ihrer Muttersprache zurückblicken konnten, blieb den Missionaren im 19. Jahrhundert nichts anderes übrig, als für ihre Arbeit in Afrika und Asien eigene Übersetzungen anzufertigen. Hatten sie sich erst einmal in mühevoller Arbeit die neue Sprache, für die es in vielen Fällen noch keine Schrift gab, angeeignet, so gingen sie daran, ihre Bibel so gut wie möglich für die einheimische Bevölkerung verständlich zu machen.
Herausforderung und Probleme früherer Bibelübersetzungen
Historisch gesehen handelt es sich hierbei um Pionierleistungen! Aus heutiger Sicht muss jedoch kritisch angemerkt werden, dass die Missionare als Übersetzungsvorlage zumeist Bibeln in ihrer Herkunftssprache gebrauchten. Sie übersetzten anstelle der hebräischen und griechischen Originaltexte ihre englischen, niederländischen, französischen, spanischen und deutschen Bibelausgaben, deren Eigenarten sie natürlich mit übernahmen.
Davon abgesehen waren in diesen Übersetzungen immer wieder Fehler und Missverständnisse anzutreffen, die großteils auf die Unterschiede zwischen den jeweiligen Kulturen zurückzuführen waren: Wie soll man beispielsweise einen Satz wie „Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6,35)“ für ein Volk übersetzen, das Brot als Nahrungsmittel nicht kennt?
Kriterien für die Übersetzung der Bibel
Um derartige Schwierigkeiten auszuschließen, wurden nach dem Zusammenschluss der nationalen Bibelgesellschaften nach dem Zweiten Weltkrieg allgemein gültige Übersetzungskriterien formuliert:
1.) Die Übersetzungen müssen immer unter der Mitwirkung von einheimischen Christen aus dem Urtext vorgenommen werden (Sprachkompetenz, Vertrautheit mit der Kultur).
2.) Die Bibelübersetzungen werden in Zusammenarbeit mit den nationalen Kirchen, die die neue Übertragung verwenden wollen, angefertigt (benutzerorientierte Übersetzungen).
3.) Beim Übersetzungsvorgang selbst werden die Erkenntnisse der Übersetzungswissenschaft einbezogen (Vermeidung von Beliebigkeit, Übersetzungstätigkeit als „erlernbares Handwerk“).

Katri Saarela/Finnische Bibelgesellschaft
Hayes Metani (links) und Brian Chifika übersetzten das Neue Testament in Elhomwe, einer Sprache im Süden Malawis. 2014 konnte das fertig übersetzte Neue Testament veröffentlicht werden.
In diesem Sinne sind heute weltweit ca. 3.000 Bibelübersetzer im Einsatz, unterstützt von Theologen, Linguisten, Anthropologen, Ethnologen und Computerspezialisten. Bisher wurde auf diese Weise die Bibel in 3.610 Sprachen übersetzt (Stand 2022). Bei 7.386 Sprachen, die weltweit gesprochen werden, bleibt da noch jede Menge Arbeit für die Übersetzer und Bibelgesellschaften.
Produktion und Distribution der Bibel

Andrew Hood
Die Amity Press in Nanjing/China ist die größte Bibeldruckerei der Welt.
Neben den Problemen der Übersetzung muss weiters bedacht werden, dass ein Buch mit 5 Millionen Buchstaben nur auf Spezialpapier gedruckt werden kann, das weder so dünn ist, dass die Buchstaben durchscheinen, noch so dick, dass das Buch zu schwer und unhandlich wird; es muss der tropischen Feuchtigkeit ebenso standhalten wie den Ameisen in Afrika.
Da vor Ort die Möglichkeiten zur Herstellung von Büchern, die all diese Anforderungen erfüllen, selten gegeben sind, wird die Produktion der Missionsbibeln oft in Hongkong und Korea, wo die Bibelgesellschaft billige und leistungsfähige Druckereien besitzt, vorgenommen. Für den Transport der frisch gedruckten Bibeln zum Zielort werden Bibelbusse, Bibelboote (Sumpfzonen Lateinamerikas, Pazifik) und Bibelflugzeuge (Australien) eingesetzt.
Politisch und religiös bedingte Bibelimportverbote kommen mitunter erschwerend hinzu. Die Verbreitung von Gottes Wort auf diese „moderne“ Art ist heute eine der Hauptaufgaben der Bibelgesellschaften, wozu dringend Spendengelder benötigt werden.
Kulturelle Errungenschaft
Bolivianische Bibelgesellschaft
In Alphabetisierungsprogrammen in Bolivien lernen tausende Frauen aus indigenen Völkern lesen und schreiben.
Mit der Übersetzung der Bibel in die Sprachen der Welt wird nicht nur dem Missionsauftrag des Matthäusevangeliums entsprochen (Mt 28,19-20): Bibelübersetzungen stellen darüber hinaus eine große kulturelle Errungenschaft dar und leisten vor allem in den Entwicklungsländern einen wichtigen Beitrag zur Alphabetisierung.