Bildungschancen für Roma in Serbien

Im Vorjahr veröffentlichte die Bibelgesellschaft in Serbien das Neue Testament in Romanes, der Muttersprache der Roma. Zudem gibt es schon seit einigen Jahren eine Kinderbibel auf Romanes. Die neue Übersetzung wurde zum Anlass genommen, um Roma-Kindern das Lesen und Schreiben in ihrer Muttersprache beizubringen.

Gruppe junger Schülerinnen mit Kinderbibel in Romanes

In den Kursen der Bibelgesellschaft lernen diese Roma-Kinder, ihre Muttersprache Romanes zu lesen und zu schreiben. Sie genießen die Zuwendung der Mitarbeitenden und schließen neue Freundschaften.

Offiziell leben in Serbien rund 108.000 Roma, doch Schätzungen gehen von 450.000 Einwohnern aus, die dieser Volksgruppe angehören. Der Wunsch nach einer Bibel auf Romanes, der Muttersprache der Roma, besteht schon seit vielen Jahren. Deshalb hat die Serbische Bibelgesellschaft im letzten Jahr eine solche Übersetzung fertiggestellt.

Viele Angehörige der Roma sind in Serbien sozialökonomisch benachteiligt. Sie haben kein geregeltes Einkommen, werden sozial ausgeschlossen und haben häufig auch keinen höheren Schulabschluss. Seit mittlerweile acht Jahren arbeitet die Bibelgesellschaft mit der größten Roma-Kirche Europas zusammen, die sich in der serbischen Stadt Leskovac befindet. Dadurch haben sich die Verhältnisse für die Roma sichtbar stabilisiert: Die Kriminalitätsrate ist deutlich gesunken, es gibt keine Kinderheiraten mehr und das Verhalten der Kinder gegenüber Eltern und Lehrpersonen ist respektvoller geworden.

Kinder mit Kinderbibeln

Die Kinderbibel in Romanes erfreuen die Teilnehmenden der Lesegruppe

Integration

Ziel der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist es, dass ihre Muttersprache erhalten bleibt und dieser Schatz auch in die nächste Generation weitergetragen wird. Gleichzeitig lernen sie die biblischen Geschichten und den christlichen Glauben kennen, denn in ihren Familien ist die Bibel oft unbekannt. Außerdem plant das Land gerade Schulen, in denen die Kinder auf Romanes unterrichtet werden. Die Leselernkurse der Bibelgesellschaft sind eine gute Vorbereitung dafür. Insgesamt soll das Angebot den Roma-Kindern eine bessere Integration in die Gesellschaft ermöglichen.

Einmal in der Woche besuchen die Kinder einen Kurs in zwei Stadtteilen der Roma in Leskovac, in dem sie mithilfe der Kinderbibel in ihrer Muttersprache lesen und schreiben lernen. Das hilft ihnen, ihre Identität, Tradition und Kultur zu bewahren. Die Kurse werden zusätzlich zur Schulbildung angeboten, in der sich viele Roma-Kinder aufgrund der Unterrichtssprache Serbisch schwertun. Deshalb erhalten sie hier auch Unterstützung bei ihren Schulaufgaben. „Wir möchten ihnen den Wert von Bildung für ihr Leben vermitteln“, sagt eine Mitarbeiterin der Bibelgesellschaft, „damit sie die Chance bekommen, ein besseres Leben zu führen.“

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