Ermutigung für Arme und Ausgebeutete

Menschen aus aller Welt kommen auf der Suche nach Arbeit in die Golfstaaten. Dort erwarten sie aber menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Bibelgesellschaft schenkt Arbeitsmigranten mit der Bibel Hoffnung.

Arbeitsmigrantinnen aus Indien treffen sich zum gemeinsamen Bibellesen und Gebet in Bahrain.

Arbeitsmigrantinnen aus Indien treffen sich zum gemeinsamen Bibellesen und Gebet in Bahrain.

Abseits des Luxus der Großstädte in den Golfstaaten gibt es für geschätzte 15 Millionen Arbeitsmigranten eine ganz andere Welt, die von Armut, Alltagsschwierigkeiten und Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Nachdem ihnen von den Agenturen, die sie an den Golf gebracht haben, bereits bei der Ankunft am Flughafen ihre Pässe abgenommen wurden, werden Arbeitslager ihr neues Zuhause, wo sie auf engstem Raum dicht gedrängt zusammen leben. Fünf bis sechs Personen müssen sich ein winziges Zimmer teilen; in jedem dieser Arbeitscamps leben etwa 300 bis 500 Arbeitsmigranten.

UNWÜRDIGE ZUSTÄNDE

Von ihrem Monatsgehalt, das nur zwischen 150,- und 250,- US-Dollar beträgt, müssen die Arbeitsmigranten ihr eigenes Leben finanzieren und meist auch das ihrer Familien, die im Heimatland zurückgeblieben sind. Ihr Gehalt wird oft nicht verlässlich ausbezahlt. Da die Golfstaaten nicht Mitglieder internationaler Arbeitsorganisationen sind, müssen sie sich nicht an arbeitsrechtliche Vorschriften halten. Diese unwürdigen Zustände führen dazu, dass viele Arbeitsmigranten sich allein gelassen fühlen, mit Depressionen kämpfen, Suchtverhalten entwickeln oder sogar Selbstmord begehen. Viele Frauen werden Opfer von physischem oder psychischem Missbrauch. Manche werden ungewollt schwanger und wissen dann nicht, was sie mit ihrem Kind machen sollen. Die Bibelgesellschaft möchte die Menschen in ihrer schwierigen Lage mit der Bibel begleiten. Deshalb gehen die Mitarbeitenden dorthin, wo die Not am größten ist: in die Arbeitslager. Zu den täglich von Kirchengemeinden angebotenen Gruppen und Kreisen kommen jeweils etwa fünf bis zu 20 Arbeitsmigranten. Freitags finden auch Gottesdienste statt. Für die Arbeitsmigranten ist das ganz wichtig, da sie hier an ihren Traditionen und Sprachen festhalten und ihren Glauben leben können. Die Kirche wird zu einem Stück Heimat in der Fremde! Unter den Arbeitsmigranten finden sich zahlreiche Christen, beispielsweise aus Ägypten oder von den Philippinen, die den Glauben aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Doch auch Menschen, die zuvor noch nie von Jesus gehört haben, finden Halt in den Gemeinden.

Eine Gemeinde in den Golfstaaten hält die Broschüre "Wer ist Jesus Christus" in den Händen

Anandi arbeitete als Haushaltshilfe in Bahrain: Sie konnte die Arbeitsbedingungen nicht mehr ertragen und beschloss, aus dem Haushalt, in dem sie arbeitete, zu fliehen. Hungrig und hilflos wurde sie nach drei Tagen von einem Mitarbeiter der Bibelgesellschaft gefunden. Sie wusste nicht, wo sie Hilfe finden konnte und hatte kein Geld bei sich. Er brachte Anandi mit einer Gruppe Telugu-sprechender christlicher Haushaltshilfen zusammen, die ihr beistanden. Als sie deren liebevolle Fürsorge sah, wollte sie deren Gott kennenlernen. Sie bat um eine Bibel in Telugu. Heute hat sie einen gewissen Halt in ihrem Leben gefunden und besucht seit einiger Zeit regelmäßig die Gottesdienste. Geschichten wie die von Anandi sind kein Einzelfall.

Die Bibelgesellschaft unterstützt die Gemeinden und Menschen vor Ort mit Bibeln und Materialien zur Bibel in vielen Sprachen. „Ich bin dankbar für den Segen und die Unterstützung in der Gebetsgruppe, die ich erhalten habe. Gott ging mir nach, auch wenn ich es nicht wusste. Dieses Neue Testament habe ich von der Bibelgesellschaft erhalten“, strahlt John aus Katar. Zu den umfassenden Angeboten der Bibelgesellschaft gehören auch Alphabetisierungskurse in den verschiedenen Sprachen oder Schulungen für ehrenamtliche Mitarbeitende, wiesie die eigens entwickelte „Storytelling“-Methode in ihren Gemeinden nutzen können. Dabei geht es darum, wie Jesus Geschichten zu erzählen und so die Menschen zu ermutigen. Außerdem gibt es begleitende Seelsorge für Menschen in ihrer Not. Weil in der Zeit der Pandemie viele der Angebote nur digital möglich waren, konnte man erstmals auch über Ländergrenzen hinweg Menschen miteinander vernetzen. Arbeitsmigranten konnten so auch den Kontakt zu ihren Heimatländern vertiefen oder können nach der Rückkehr in ihre Heimat mit ihrer Gemeinde in den Golfstaaten verbunden bleiben.

Gottesdienst für Telugu-sprechende Arbeitsmigranten in einem Arbeitslager in Bahrain.

Gottesdienst für Telugu-sprechende Arbeitsmigranten in einem Arbeitslager in Bahrain.

„VERVIELFACHUNGSFAKTOR“

Die vielfältigen Projekte haben tiefgreifende Auswirkungen und einen „Vervielfachungsfaktor“: Wenn die Arbeitsmigranten nach durchschnittlich fünf bis sieben Jahren das Land wieder verlassen, bleiben sie meist in Kontakt mit ihren Gemeinden in den Golfstaaten, aber engagieren sich auch in der christlichen Arbeit in ihrer Heimat. Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit der Bibel und mit der Kirche in den Golfstaaten. Mit viel Leidenschaft teilen sie, was sie im Glauben gefunden haben und was ihr Leben verändert hat, damit andere ähnliche Erfahrungen machen können. Inmitten einer trostlosen und wenig beachteten Welt finden Menschen so Hoffnung.

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Nora Matern

Quelle: Bibelgesellschaft in den Golfstaaten