„Wir haben alles verloren, aber wir haben Gott gefunden.“
Was passiert eigentlich, wenn man der Bibelgesellschaft einen Geldbetrag dafür spendet, damit jemand eine Bibel bekommt? Es hilft den Menschen und kann ihr Leben verändern. Eine bewegende Geschichte Geschichte von Andriy und Yana aus der Ukraine.
Andriy und Yana sind bereits zwei Mal seit der russischen Invasion geflohen. Ihr Zuhause lag in der Region Donezk im Osten der Ukraine, die seit 2014 unter russischem Beschuss steht. Die von Russland unterstützten Truppen hatten sich damals in der Nähe des Hauses der jungen Familie aufgestellt. Der Schrecken darüber führte dazu, dass ihr Sohn Maksym, damals zwei Jahre alt, aufhörte zu sprechen. Deshalb floh die Familie nach Mariupol. Alles schien gut zu werden. Man kaufte dort ein Haus und verbrachte fast acht Jahre damit, es zu renovieren. Anfang des Jahres 2022 zogen sie dort ein. Was dann geschah, veränderte ihr Leben für immer.
Mariupol wurde durch die unerbittlichen Angriffe zum Symbol für die Grausamkeit des Krieges in der Ukraine. Schon wenige Tage nach Ausbruch des Krieges im Februar 2022, näherte sich das Bombardement dem liebevoll renovierten Haus der Familie. Sie konnten sich noch in einem winzigen Keller in einem nur weniger als vier Quadratmeter großen Raum verstecken. Dort lebte die Familie drei Monate lang. Gekocht wurde in den Feuerpausen auf einem offenen Feuer. Das Haus wurde zerstört.
„Ein Tag fühlte sich an wie ein Jahr“, erinnert sich Andriy an die neue Situation. „Man wollte die ganze Zeit schlafen, war nur müde.“ Doch ständig explodierte eine Bombe, man hörte die Fenster und sogar die Kellerdecke klappern. Als eine Explosion ganz in der Nähe stattfand, wackelte der ganze Keller.
Um Essen kochen zu können, mussten sie den Keller verlassen. Doch alle 20 Minuten kam ein Flugzeug, um neue Bomben auf die Stadt zu werfen. Andriy erzählt, dass man sich ständig fragte, ob sich das Flugzeug direkt über dem eigenen Kopf befindet oder weiter weg war. Nur in der Nacht wurden die Bombenabwürfe durch den Abschluss von Raketen abgelöst.
Als Mariupol eingenommen wurde, konnte die Familie in einem alten Lieferwagen mit 18 anderen Menschen fliehen. Da der Motor des Lieferwagens nicht funktionierte, wurden sie von einer benachbarten Familie in ihrem Auto abgeschleppt.
In einer kirchlichen Schule in der westlichen Stadt Lviv/Lemberg, die zu einem Hilfszentrum umfunktioniert wurde, fanden sie schließlich Unterschlupf. Dort begegneten sie zum ersten Mal der Bibel. Sowohl Yana als auch Andriy hatten zwar als Kinder von der Bibel gehört, aber keinen Zusammenhang zwischen ihr und ihrem Leben gesehen.
Der Glaubensweg von Yana und Andriy begann während des Beschusses von Mariupol, als sie vor Lebensmittelgeschäft in der Schlange standen. Russische Bomben fielen nur wenige Meter entfernt. „Ich kam an diesem Punkt zum Glauben, als Gott uns alle verschonte“, erzählt Andriy. Ihn begleitet das Gefühl, dass „Gott uns auf der Flucht und auf der Suche nach Hilfe immer wieder geführt hat.“
„Wir besuchten mehrere Gottesdienste und haben erkannt, dass uns Gott tatsächlich geführt hat“, erzählt Andriy. „Von Kindheit an hatten wir die Vorstellung, dass Gott sich uns irgendwie zeigen wird. Aber jetzt sieht es so aus, als wäre er seit Mariupol bei uns gewesen und hätte uns an der Hand geführt, direkt zu dieser Kirche und zu einer großen Gemeinschaft. Er hat uns in vielerlei Hinsicht geholfen und uns zu verstehen gegeben, dass wir hier bleiben sollen, dass wir uns taufen lassen sollen. Von nun an warten wir nicht nur darauf, dass er handelt, sondern wir versuchen auch, ihm näher zu kommen.“
Dank der Großzügigkeit von vielen Spenderinnen und Spendern konnte die örtliche Kirche sowohl Yana als auch Andriy eine Bibel schenken. Yana erzählt, dass sie die Geschichte von Abraham am meisten berührt: „Es gab so viele Situationen, in denen Gott eingegriffen und Abraham geholfen hat. Gott hat sein Volk nicht im Stich gelassen.“ Mit einem Blick auf ihre jetzige Situation meint sie: „Unsere Situation ist sehr ähnlich. Wir waren Ungläubige, um es mal so zu sagen. Aber Gott drängt uns zu dem, was richtig war. Genau wie bei Abraham.“
Die Bibel, die örtliche Kirche und die Tatsache, dass sie nicht mehr an der Front leben, geben dem Ehepaar Trost. „Wir versuchen, uns neben der Arbeit mit dem Bibelstudium beschäftigen,“ sagt Andriy. „Was wir erlebt haben, verschwindet nun langsam und die Wunde in der Seele wird langsam kleiner.“
Yana ergänzt: „Das Wichtigste ist, dass wir unser Haus verloren haben, unsere materiellen Besitztümer, alles. Das Wichtigste für uns ist, dass wir Gott gefunden haben und dass wir Unterstützung durch gute Menschen erfahren haben.“
Gebet für die Ukraine
Die Bibelgesellschaft in der Ukraine bittet um Gebet, dass dieser Konflikt beendet werden kann und Frieden und Versöhnung möglich werden. Zugleich sind die Mitarbeiter vor Ort auch jetzt im Einsatz, damit die Bibel zu den Menschen kommt – in Kirchen und Gemeinden, zu innerhalb des Landes Geflüchteten, zu Menschen in Luftschutz-Räumen und in Spitälern.
Das Team der Bibelgesellschaft in der Ukraine ist seit Kriegsbeginn im Februar 2022 bemüht, den Menschen in der Ukraine ein Stück weit Trost und Hoffnung zu schenken, indem sie Bibeln sowie Nahrungsmittel und medizinische Versorgung bereitstellen. Was die Mitarbeiter der Bibelgesellschaft derzeit täglich leisten, zeigt ein Video.
"Wir tun kleine Dinge. Wir bringen diese kleinen Zeichen der Hilfe und Liebe zu anderen Menschen. Diejenigen, die schon vorher in der Bibel gelesen haben, haben jetzt die Möglichkeit, die biblische Botschaft zu leben und anderen Menschen zu helfen. Ich denke, wenn sie eine Bibel erhalten, wird das all die Menschen verändern, deren Herzen wir berühren", berichtet der stv. Generalsekretär der Ukrainischen Bibelgesellschaft.
Die Bibelgesellschaft bittet weiterhin um Gebet für die Menschen vor Ort, für die Arbeit der Bibelgesellschaft und ihre Mitarbeiter und für Frieden im Land.