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Das Buch der Richter

zur Auswahl

Das Buch der Richter greift eine Auswahl der Geschichten der einzelnen Stämme Israels auf, die sich in Kanaan niedergelassen haben. Es ist angesiedelt zwischen dem Tod Josuas (am Ende des Buches Josua) und der Geburt Samuels (dem Anfang des 1. Buches Samuel) und konzentriert sich auf einige der Führungspersönlichkeiten Israels, die damals Richter genannt wurden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Israeliten weit davon entfernt, eine Einheit zu bilden. Stattdessen waren sie ein loser Verband einzelner Stämme. Das Buch der Richter erzählt die Geschichte der Höhen und Tiefen der ersten Zeit im Gelobten Land, das nach der Landnahme gegen Feinde von außen verteidigt werden musste.

Zeitaufwand

Vollständige Lesezeit: ca. 1 Stunde 45 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–3,6; 5,1–31; 6,1–40; 16,1–31

Inspirierende Zitate

Die Leute von Israel sagten: „Wir haben schwere Schuld auf uns geladen. Tu mit uns, was du für richtig hältst, aber lass uns nicht untergehen; rette uns!“ Sie schafften die Bilder der fremden Götter weg und dienten wieder dem Herrn. Da konnte er das Leiden der Israeliten nicht länger mit ansehen. (Richter 10,15-16)

Übersetzung aus Gute Nachricht Bibel

Herausforderung

Das Buch beinhaltet ziemlich viele Herausforderungen. Die beiden wesentlichsten Elemente sind:

Wie bereits das Buch Josua scheint das Buch der Richter die Vertreibung der derzeitigen Bewohner aus dem Land zu unterstützen. Bibelwissenschaftler argumentieren, dass dies eine noch chaotische und schwierige historische Situation widerspiegle. Die Herausforderung für den Leser besteht darin, herauszufinden, was hier vor sich geht und warum.
Weiters taucht beim Lesen des Buches der Richter und dem vorangehenden Buch Josua die Frage auf, wie sich die beiden Bücher zueinander verhalten. Josua berichtet, dass Gottes Volk das Land schnell und mit wenig Widerstand eroberte, während Richter vermittelt, dass es langwieriger war und sowohl Niederlagen als auch Siege beinhaltete.

Über den Autor

Die jüdische Tradition sieht Samuel als Verfasser des Buches, aber dafür gibt es keine Belege. Im Buch selbst wird kein Autor genannt. In Stil und Theologie sind sich die Bücher Richter, 1. und 2. Samuel und 1. und 2. Könige sehr ähnlich, und so wird oft angenommen, dass diese eine Sammlung von Schriften bilden, die von Bibelwissenschaftlern als „deuteronomistisches Geschichtswerk“ bezeichnet wird.

Was wissen wir über den Autor / die Autoren?

Wir wissen so gut wie nichts über den Autor oder die Autoren. Es wird vermutet, dass die Autoren dieser „deuteronomischen Geschichtsbücher“ vom Deuteronomium beeinflusst wurden und die Geschichte Israels aus dieser Perspektive erzählten. Das Schlüsselmerkmal hier ist, dass das Deuteronomium betont, dass Gottes Volk nur dann im Land bleiben wird, wenn es Gott treu bleibt. Josua, Richter, 1. und 2. Samuel und 1. und 2. Könige erzählen die Geschichte, wie Gottes Volk es versäumte, treu zu sein, und so schließlich aus dem Land ins Exil gehen musste.

Zeitlicher Kontext

Es ist ungewiss, wann diese Bücher genau geschrieben wurden. Ihre endgültige Form dürften sie im 6. Jahrhundert v.Chr. erreicht haben, also kurz nachdem das Volk Israel ins Exil gegangen waren. Die abgeschlossene Textfassung sollte erklären, warum es überhaupt zum Exil gekommen war. Es ist jedoch klar, dass diese endgültige Zusammenstellung aus bereits vorhandenen Quellen erfolgte, von denen viele während oder kurz nach den beschriebenen Ereignissen verfasst worden waren.
Das Buch der Richter enthält das vermutlich älteste Material der ganzen Bibel, etwa könnte das Lied von Deborah in Richter 5 ins zwölfte Jahrhundert vor Christus zu datieren sein.

Wie fühlten sich die Menschen?

Wenn man annimmt, dass diese Geschichten geschrieben wurden, um zu erklären, warum das Exil passiert ist, dann ist klar, dass sich die Menschen verletzt, verzweifelt und verloren gefühlt haben müssen. Um einen Eindruck dafür zu bekommen, was die Menschen damals fühlten, wirf einen Blick in das Buch der Klagelieder, das einen genauen Einblick in ihre Gefühle gibt.
Die Menschen, die zu der Zeit lebten, als das Buch der Richter geschrieben wurde, haben sich wohl nicht viel besser gefühlt. Sie waren im ersehnten Gelobten Land angekommen, aber der Alltag war unerbittlich hart.


Andere Bücher um diese Zeit:
Josua, Rut

Art des Buches

Es ist ein Geschichtsbuch, aber es fällt in die Kategorie „Theologiegeschichte“ – also gedeutete Geschichte mit einem Zweck. Es geht nicht darum, die Geschichte zu erzählen, damit man weiß, was genau passiert ist, sondern damit man versteht, warum es passiert ist. Viele der historischen Bücher der Bibel haben dieses Anliegen.

Aufbau des Buches

1,1–3,6: Schilderung der schwierigen Umstände
3,7–16,31: Erzählungen über verschiedene Richter (darunter Debora, Gideon und Simson)
17,1–18,31: Der Diebstahl von Michas Gottesbild und der Umzug des Stammes Dan
19,1–21,25: Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen Israels

Weiterführend

Der „Engel des Herrn“ erscheint 18-mal im Buch der Richter. Achte auf die Situationen, in denen der Engel erscheint, und darauf, welche Rolle der Engel in der Geschichte spielt.

Der Geist Gottes nimmt Besitz von vier der Richter – Otniël, Gideon, Jiftach und Simson. Achte auf die Umstände und vor allem darauf, was passiert, wenn der Geist von der betreffenden Person Besitz genommen hat.

Die Richter waren nicht alle Musterbeispiele für gute Lebensgestaltung. Denke während des Lesens darüber nach, was du aus den Erzählungen lernen kannst!

Bedeutung für mich

Die Geschichte erzählt davon, was die Menschen aus dem Leben im Gelobten Land machen: das katastrophale Chaos, das Gottes Volk in seinem Leben im Gelobten Land anrichtet, und Gottes überwältigende Gnade, ihm zu helfen. Denk über dieses Thema nach, wenn du ihm begegnest, und auch über unsere heutige Welt – was hat sich verändert?

Diskussionsanregung

- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?

- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?

- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?

- Was hältst du von den verschiedenen Richtern? Hast du einen Favoriten? Wen magst du weshalb am wenigsten? Was ist dir an der Art und Weise aufgefallen, wie sie das Volk geführt haben?

- Frauen spielen im Buch der Richter eine erstaunlich wichtige Rolle. Mit welcher von ihnen fühlst du dich am stärksten verbunden? Warum gibt es deiner Meinung nach so viele Frauen in diesem Buch, während es anderswo so wenige gibt?

- Gottes Volk wird im Buch der Richter nicht im besten Licht dargestellt. Warum haben sie sich deiner Meinung nach so verhalten? Warum glaubst du, wurden sie so dargestellt?

- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?

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