Die Bibel im Leben der Österreicher
Eine weltweit durchgeführte repräsentative Befragung zur Haltung zur Bibel brachte für Österreich interessante Ergebnisse – beispielsweise, dass junge Christen häufiger in der Bibel lesen als ältere Generationen.

Jacek Dylag/Unsplash
47% aller Befragten sowie 57% der Christen besitzen eine Bibel; 52% aller Befragten sowie 42% der Christen besitzen jedoch keine Bibel. Nur 18% der Christen (und 15% aller Befragten) benützen die Bibel mindestens einmal im Monat; 64% der Christen (72% aller Befragten) nehmen die Bibel nie zur Hand. Stolze 54% aller Befragten sind der Ansicht, dass es für Kinder gut ist, zumindest einige biblische Geschichten zu kennen. Dieser Aussage widersprechen nur 13%. 36% der befragten Österreicher möchten gerne mehr über die Bibel erfahren. Interessanterweise bevorzugen nicht wenige derjenigen, die mehr über die Bibel erfahren möchten, das persönliche Gespräch – mit anderen Christen (12%) oder Bibel-Experten (9%) - oder mit Gleichgesinnten (11%). 61% der Befragten haben kein Interesse daran, mehr über die Bibel zu erfahren.
Jüngere lesen mehr in der Bibel
36% der 18-34-jährigen Christinnen und Christen lesen mindestens einmal im Monat in der Bibel. Damit liest diese Altersgruppe am häufigsten in der Bibel. 43% der 18-34-jährigen Christinnen und Christen besuchen auch zumindest einmal im Monat einen Gottesdienst. 75% der über 55-jährigen Christen benützen dagegen seltener als einmal im Jahr oder überhaupt nie die Bibel; nur 11% dieser Altersgruppe lesen mindestens einmal im Monat in der Bibel. Auch bei den 35-54-jährigen dominieren mit 61% die „Nicht-Bibelleser“.
Bibelkenntnis wichtig für Kinder
14% der Befragten geben an, dass die Bibel für sie persönlich relevant ist; 54% sehen das nicht so, weitere 31% sind sich unsicher. 25% der Befragten sind sich sicher, dass die Bibel Bedeutung für das Leben von heute hat; 27% stimmen dem nicht zu. Nur 11% der Befragten wünschen sich, dass die Bibel mehr Einfluss in Österreich hat; 50% lehnen das ab. 37% der Befragten finden es schwierig, der Bibel zu vertrauen, weil sie mit der wissenschaftlich geprägten Weltsicht nicht vereinbar ist. 13% meinen, die Welt wäre besser ohne die Bibel; 46% widersprechen dieser Aussage.

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Junge Christinnen und Christen in Österreich lesen häufiger in der Bibel als ältere.
Unsicherheit dominiert
Nur 12% der Christinnen und Christen trauen es sich zu, die biblische Geschichte als Ganze zu beschreiben; 40% trauen sich das gar nicht zu. Lediglich 9% der Christen sind sich sicher, zu bestimmten Themen oder Situationen passende biblische Texte zu finden; für 57% der Christen ist das gar nicht möglich. Mit Freunden oder in der Familie über die Bibel zu sprechen, ist für 54% der Christinnen und Christen nicht vorstellbar; nur 8% der Christen trauen sich das zu.
Der Umfrage zufolge definieren sich 64% der Österreicherinnen und Österreicher als christlich; 28% der Österreicher sind sich sicher, dass es Gott oder zumindest eine „höhere Macht“ gibt; weitere 34% halten das immerhin für wahrscheinlich. 23% der Christen besuchen zumindest einmal im Monat einen Gottesdienst. Für 74% aller Befragten hat Religion oder Glaube jedoch keine Bedeutung in ihrem Alltag.
Aufgeschlossen bis ablehnend
Bezüglich ihrer Haltung zur Bibel wurden im Rahmen der weltweiten Befragung verschiedene Bevölkerungsgruppen definiert. Drei Gruppen, denen insgesamt 25% der Österreicher zuzurechnen sind, stehen der Bibel positiv gegenüber: 4% sehen die Bibel sehr positiv und als unbedingt relevant für ihr persönliches Leben wie für die Gesellschaft an; 9% sind als „offen-unsicher“ zu beschreiben. Sie benützen häufig die Bibel, besuchen auch regelmäßig Gottesdienste, sind sich jedoch nicht sicher, ob die Bibel für sie persönlich und gesellschaftlich wirklich relevant ist. 12% der Bevölkerung stehen der Bibel noch positiv gegenüber, sind aber weniger kirchenverbunden. Die Bibel wird von ihnen lediglich in schwierigen Zeiten benützt.
34% der Österreicherinnen und Österreicher stehen der Bibel gleichgültig gegenüber. 10% der Befragten benützen zwar selbst die Bibel so gut wie nie, schätzen aber biblische Werte. Weitere 7% definieren sich als zwar als christlich, haben aber persönlich mit Religion, Kirche und Bibel nichts (mehr) zu tun. 17% aller Befragten beschäftigen sich nicht mit der Bibel oder der Kirche, aber es stört sie nicht, wenn die Bibel in der Gesellschaft präsent ist.
33% der Österreicher stehen der Bibel ablehnend gegenüber. Während für die mit 22% zahlenmäßig größte Gruppe in Österreich Religion und damit auch die Bibel keine Rolle spielen, lehnen 11% der Österreicher die Bibel stark ab.

Dag Smemo
Die Patmos-Studie
Die weltweite repräsentative Befragung erfolgte durch das Umfrageinstitut Gallup im Rahmen der von der British and Foreign Bible Society (BFBS) und dem Weltbund der Bibelgesellschaften (UBS) beauftragten sog. „Patmos-Studie“. Dabei wurden 91.000 Menschen in 85 Ländern befragt. In Österreich wurde die Befragung 2023 mittels Internet-basierter Fragebögen bei 1.000 Personen im Alter von über 18 Jahren durchgeführt. Länder mit ähnlichem Kontext wurden in sieben „Clustern“ zusammengefasst. Österreich wurde zunächst mit anderen mittel-südosteuropäischen Ländern wie Ungarn, der Slowakei, Kroatien oder Polen in einem Cluster zusammengefasst. Diese Länder zeichnet eine schrumpfende christliche Mehrheit, die der Religion im täglichen Leben wenig Bedeutung beimisst, aus; die Säkularisierung schreitet aber nur langsam voran. Die Befragung zeigte allerdings eine größere Nähe Österreichs zu einem anderen Cluster: In diesen Ländern – dazu gehören unter anderem Deutschland, die Schweiz, Tschechien oder Slowenien – ist der Anteil der christlichen Bevölkerung stark rückläufig. In einem bereits stark säkularisierten Kontext besteht daher nur noch geringes Interesse, mehr über die Bibel zu erfahren.